Haftorgane

Haftorgane
Haft|organe,
 
morphologische Bildungen, mit deren Hilfe manche Pflanzen und Tiere an (glatten) Flächen Halt finden können. Dies geschieht v. a. durch Reibung, Adhäsion und/oder Saugkraft.
 
Bei Pflanzen unterscheidet man: Hapteren, wurzelähnliche Ausstülpungen an der Basis des Vegetationskörpers bei verschiedenen Algen, Flechten und Moosen; Haftscheiben, scheibenförmige Haftorgane an der Basis besonders größerer mariner Braun- und Rotalgen sowie an den Enden der Rankenzweige verschiedener Arten des Wilden Weins; Haftwurzeln, umgebildete, auf Berührungsreize ansprechende, negativ phototrope, sprossbürtige Wurzeln mancher Kletterpflanzen (Efeu, tropische Araliengewächse, Epiphyten); ferner Haar- und Borstenbildungen an den Früchten (z. B. Kletten), die der Festheftung an Tieren (und damit der Artverbreitung) dienen.
 
Bei Tieren kommen ebenfalls unterschiedliche Formen von Haftorganen vor. Nesseltiere besitzen als Glutinanten bezeichnete Nesselkapseln, die über Klebfäden wirken. Die Arolien (Singular Arolium) der Insekten sind häutige, unpaare Bildungen zwischen den Krallen des Fußes, die bei den Blasenfüßen einziehbare Haftblasen darstellen. - Haftlappen an der Basis der Krallen kommen v. a. bei Fliegen und Hautflüglern vor. Die verbreiterten Sohlenflächen an den Fußgliedern vieler Insekten sind z. B. bei Heuschrecken weich und nackt (beziehungsweise mit mikroskopisch kleinen Härchen versehen), bei vielen Käfern weisen sie eine deutliche Härchenbürste (Sohlenbürste) auf. Häufig sind an den Haftorganen der Insekten noch besondere Haftdrüsen (Adhäsionsdrüsen) ausgebildet, die ein öliges Sekret liefern. Bekannte Haftorgane sind auch die Saugnäpfe oder -gruben der Saug- und Bandwürmer, der Egel und verschiedener Kopffüßer. Die Stachelhäuter besitzen Saugfüßchen, einige Fische (v. a. Saugschmerlen, Schiffshalter) besondere Saugscheiben, Neunaugen ein Saugmaul. - Bei manchen Wirbeltieren sind die Sohlenballen aufgrund ihrer Adhäsionseigenschaft (meist in Verbindung mit dem Sekret von Ballendrüsen) als Haftorgane anzusehen, z. B. bei Laubfröschen und Molchen, bei Siebenschläfern und Klippschliefern sowie bei manchen Affen (z. B. den Meerkatzen). Bei den Geckos, deren Sohlen häufig (durch Blutkammern) mit einem Schwellapparat und mit Haftlamellen ausgestattet sind, bewirken v. a. feinste Borsten mit Häkchen die Haftfähigkeit ihrer Finger und Zehen.

Universal-Lexikon. 2012.

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